Die erste Mission

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Schlomo Gross
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Beitrag von Schlomo Gross » 19. Jul 2005, 04:25

Schlomo sahs zusammen mit dem Robot Golem in einem der gemütlichsten Räume, die der Rabbi jemals gesehen hatte. Die Stühle, oder besser – Sitzmulden – und ebenso die Tische waren aus weißem, gebranntem Lehm gefertigt, der aber bei weitem nicht so porös und bröselig war, wie auf der Erde. Die Sitzgelegenheiten waren zwar steinhart, aber derart sagenhaft bequem, dass Schlomo ernsthaft überlegte, ob er mit dem selben Material nicht seine Kabine auf der Kurt Brand umgestalten sollte. Die einzelnen Sitzgruppen waren durch hüfthohe Mauern aus dem gleichen Material voneinander abgetrennt, wobei sie den Raum optisch jedoch nicht zerstückelten, sondern alle Teilbereiche nicht zuletzt mit den die scheinbar vielfach gewölbte Decke abstützenden Säulen an den Knotenpunkten der Mauern zu einem vielteilig gegliedertem Ganzen zusammenfügten. Zu den Wänden des ovalen Raumes hin hob sich der Boden leicht, weshalb sich dort an verschiedenen Stellen kleine flache Stufen harmonisch in das Gesamtkunstwerk einfügten. Rechte Winkel oder richtige Kanten suchte man hier vergeblich. Aber welcher Banause würde in diesem Raum schon nach so etwas suchen? Schlomo jedenfalls nicht.

Er kaute gerade genüsslich an seinem siebten Sesambeugel, beobachte den Robotkellner hinter der unebenen Theke, oder sollte man ihn als Robobarmann bezeichnen (?) und lies vor seinem geistigen Auge Bilder von Jodas Höhle auf Dagobar aus einem der antiken Star Wars Filme ablaufen. Dessen Wohnung hatte ihn schon als kleines Kind begeistert. Aber im Vergleich zu dieser Kneipe war das ein steriler Plattenbau gewesen. Schade nur, dass außer den beiden Robotern und ihm niemand hier war. Was für eine Verschwendung. Ein Raum, der mehr Atmosphäre ausstrahlte, als jedes Hundertwasserhaus, und dann sind hier keine Leute. Wirklich, was für eine Verschwendung.

Und dann erst diese Beugels. Schlomo hatte sich vom Nahrungsgenerator, der neben der krummen Theke in einer dicken, sehr schiefen Säule untergebracht war, das Rezept geben lassen und es sofort in seinem Tagebuch notiert. Wenn er wieder auf der Erde war, musste er das unbedingt sofort an seine Frau weitergeben. Vielleicht funktionierte ja auch eMail über To-Funk. Dann musste er nur den Bordfunker überreden, für ihn ein paar Mikrosekunden Sendezeit abzuzwacken. Ob der Captain wohl damit einverstanden war? Der machte einen sehr strengen Eindruck, und bei diesen Militärskies wusste man ja nie, wie eng sie ihren Job sahen. Aber er konnte ja einmal fragen. Als Zivilangestellter der Flotte war er ihm zum Glück ja nicht direkt unterstellt. Er musste sich nur an die Regeln an Bord halten, wie alle anderen auch. Ansonsten konnte ihm niemand etwas befehlen. Hatte man ihm gesagt. Sonst hätte er den Job auch nicht angenommen.

Ja, die Beugels hier, die waren wirklich etwas Besonderes. Sie sahen aus wie richtige Sesambeugels, rochen auch so, hatten das Bissgefühl von frisch gebacken, aber die Sesamkörner schmeckten intensive nach Mohn. Und dann erst der Chumus: sah aus wie Chumus, roch wie Chumus – schmeckte aber nach Bohnenpaste. Und war perfekt gewürzt! Der Rabbi befürchte beinahe, dass diese Beugels suchtauslösend sein könnten!

Nach dem siebten Beugel konnte Schlomo nicht mehr. Er war satt! Das musste an den Nachwirkungen des Scannerfeldes liegen. „Jetzt währe ein Nickerchen angebracht. Ich bin seit über 20 Stunden wach, dazu kommt noch die Zeit in dem Rotweinfeld, und so langsam klappen mir die Augen zu..“ „Kein Problem, wir haben für Dich ein Zimmer direkt neben der Kantine herrichten lassen.“ Schlomo und der Golem standen auf, zahlen musste man hier ja hoffentlich nicht, und verließen das Restaurant. Vom Vorplatz aus waren es schlimmstenfalls 20 Meter bis zu einer Tür, hinter der Schlomos Gästezimmer liegen musste. Vorplatz schien übrigens nicht die passende Bezeichnung für diesen Ort zu sein: Es war eine sehr hohe Halle, der Rabbi konnte die Decke nur erkennen, wenn er seine Brille ab nahm. Und die Halle lag rund 2500 Meter unter der Oberfläche, hatte ihm der Golem während des Essens erzählt.

Der Rabbi trottete etwas müde hinter dem Roboter her in das Zimmer. Und wurde beim Anblick dessen, was es hier zu sehen gab, sofort wieder eine Nuance wacher! Der Raum entsprach vom Stil her der Kneipe, hatte aber weniger Mauern und Säulen, dafür ein gigantisches mindestens 3 mal 3 Meter großes Bett in einer Mulde in der Mitte des Zimmers. Das hätten Perl und er vor 30 Jahren gut gebrauchen können. Hm, eigentlich jetzt auch noch. In einer Ecke, insofern man bei ovalen Räumen überhaupt von Ecken sprechen sollte, befand sich eine halb in den Boden eingelassene steinerne Badewanne, in der vermutlich 5 Leute gleichzeitig baden konnten. Ohne sich ernsthaft im Weg umzugehen, versteht sich. Schlomo war begeistert. Das hatte er nicht erwartet. Wenn hier nicht so wenig Leute leben würden, könnte er sich glatt vorstellen mit dem Gedanken zu spielen, mit der ganzen Mischpoche hierher zu ziehen. Eher scherzhaft meinte der Rabbi: „Fehlt nur noch a silkener Pajama..“ „Hängt im Schrank.” Der Golem deutete auf eine besonders dicke Säule schräg gegenüber der Riesenwanne. „Ich warte drüben in der Kantine, bis Du ausgeschlafen hast. Wenn Du etwas brauchst, benutz einfach die Gedankensteuerung hier im Raum. Dann gute Nacht. Layla tov.“. Der Golom ging, schloss die Tür und Schlomo fiel todmüde in die Schlafmulde.

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Beitrag von Schlomo Gross » 19. Jul 2005, 18:46

Nach erwusstenichtwievielen Stunden wachte Schlomo extrem entspannt und gutgelaunt auf. Als er sich streckte, bemerkte er einen leichten Muskelkater am ganzen Körper. Ja, die ungewohnte Bewegung.. Er fühlte sich trotzdem so angenehm entspannt wie nach einem langen Badeausflug ans Mittelmeer. So langsam erinnerte er sich wieder, wo er hier war. Jetzt musste er nur noch seine Brille finden, dann konnte es weiter gehen. Der Rabbi tastete mit beiden Händen gleichzeitig die Umgebung ab und fand nach wenigen bangen Augenblicken die Brille, setzte sie auf und sah als erstes die riesige Badewanne. Er stand grinsend auf, ging zur Wanne und überlegte laut: “Wie lange dauert es wohl, bis die voll gelaufen ist?” „Willst Du die Wanne voll Wasser haben?“ Aha! Eine Gedankensteuerung! „Ja, schon.“ „Dann sag einfach ‚Wasser einfüllen.’” “Wasser einfüllen.”

Es gab ein schmatzendes Geräusch und klares Wasser schwappte bis knapp unter den Rand der Wanne, spritzte aber nicht heraus. „Die Wanne ist voll.“ Wieso musste Schlomo bei den Worten der Geisterstimme plötzlich an das Gesicht eines Mannes mit flacher Stirn und langer Nase und an das etwas verzerrt wirkende Gesicht einer fröhlich grinsenden Frau denken? Egal. Der Rabbi steckte den Zeigefinger ins Wasser, nicht zu heiß, nicht zu kalt – passt. Keine 30 Sekunden später nahm Schlomo ein seiner Meinung nach dringend nötiges Vollbad.

Knapp eine Stunde danach erschien Schlomo frisch gebadet, fröhlich und sehr entspannt, mit hell wachem Verstand und voller Tatendurst in der Kantine. Golem und der Kellnerroboter saßen sich in einer der superbequemen Sitzgruppen gegenüber und spielt Schach! Zumindest hatte das Spielbrett zusammen mit den Figuren gewisse Ähnlichkeiten mit Schach. Als der Golem den Rabbi bemerkte stand er auf, ging in seine Richtung und sagte: ‚Bocker Or.“ „Bocker tov.“ „Hast Du gut geschlafen? Was magst Du zum Frühstück?“ „Astrein! So gut fest und tief wie schon lange nicht mehr! Frühstück ist eine super Idee. Mein Magen fängt eh schon wieder an zu knurren.” Die beiden gingen hinüber zum Nahrungsgenerator, der Kellnerrobot hatte ihn schon erreicht. Schlomo wurde erst jetzt bewusst, wie extrem hungrig er inzwischen geworden war. Klar, er hatte mindestens acht Stunden geschlafen, eine Stunde gebadet – da wurde es wirklich höchste Zeit…

Schlomo wusste natürlich, und zwar aus Erfahrung, dass es nicht angebracht war, hungrig zu bestellen. Also hielt er sich ganz bewusst zurück. „Hm, also – ich nehm eine“ ‚seufz, nur eine?’ „Falafel mit Kichererbsen, Salat, Salzgurken und viel Tchina darüber, ein Auberginenomelett und einen Beugel mit Chumus und dazu eine Tasse schwarzen Tee.” Er setzte sich an einen Tisch neben der Säule, der Golem nahm ihm gegenüber Platz und der Robokellner holte bereits die extrem wohlriechenden Speisen aus dem Ausgabeschacht der Säule. Bei Schlomo melde sich der Pawlowsche Effekt und er musste schlucken, bevor er sprechen konnte „Wie nennt man Dich eigentlich?“ wollte er vom Kellnerrobot wissen, der gerade das halbwegs gut gefüllte Tablett auf den Tisch stellte. „Ich hab keinen Name. Nur eine Typenbezeichnung und eine Seriennummer, wie alle Geräte hier.“ „Dann nenn ich Dich Luigi.“ Hießen nicht alle Kellner Luigi? Der Rabbi war sich nicht sicher, ob eine solche Verallgemeinerung nicht diskriminierend wirken konnte, aber die meisten Kellner gaben sich diesen Namen ja ohnehin selber, weil er so Italienisch klang. Aber welcher Kellner war schon Italiener? Gab es überhaupt Italienische Kellner? Egal, die Gäste in den Restaurants erwarteten das einfach. Oder zumindest glaubten die Kellner, dass die Gäste…

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Beitrag von Schlomo Gross » 19. Jul 2005, 20:46

Schlomo wollte nicht zuviel essen, um nicht träge zu werden, da er heute noch eine Menge vor hatte. So verzichtete auf einen Nachschlag. Mit großem Bedauern. Sehr großem Bedauern sogar. Aber mit seiner bekannten Willenskraft schaffte er es fast problemlos, aufzustehen und die Fortsetzung seines Frühstücks auf später zu verschieben. „So, dann sollten wir mal so langsam aber sicher zum Checkmaster, äh, Masterchecker gehen.“ „Ja, gut. Ich führ Dich zu ihm. Er ist eh schon sehr gespannt auf das Gespräch mit Dir.” „Ist es eigentlich weit, zu Fuß, mein ich?” „Wir nehmen einen Lift, dann brauchen wir nicht selber laufen.“ Wie der Golem das formulierte ‚nicht selber laufen’, das klang, als würde der Lift für sie das Laufen übernehmen, kalauerte Schlomo im Gedanken vor sich hin, während beide zum Ausgang gingen.

Zwei Meter vor der Tür stand ein ‘Ding’ in der Halle. Schlomo fiel keine Bezeichnung dafür ein, es war vielleicht eineinhalb Meter lang, fast genauso Breit und begann 30 Zentimeter über dem Boden. Oben waren zwei niedrige rote Schalensitze montiert. Das ‚Ding’ schien auf Beinen (oder Füßen?) zu stehen, die von Carl Barks entworfen sein konnten, jeweils drei hintereinander. Das musste der Lift sein! „Hallo Lift!“ „Hallo Schlomo, hallo Golem.“. Das ‘Ding’ konnte ja auch sprechen!

Der Golem half dem Rabbi in einen der Schalensitze und zwängte sich selbst in den anderen. Schlomo sah sich um. Es gab hier sogar Sicherheitsgurte! Schlomo legte seinen vorsichtshalber an, der Golem beobachtete ihn dabei aufmerksam und folgte seinem Beispiel. „Wohin wollt ihr?“ Die Stimme des Lifts klang durchaus angenehm. Nicht zu vergleichen mit einem durchschnittlichen terranischen Taxifahrer. „Zum Masterchecker.“ Schlomo und der Golem sprachen den Satz nahezu gleichzeitig aus, nur beim Golem dauerte es etwas länger, da er, vermutlich aufgrund seiner abgrundtiefen Bassstimme und der daraus resultierenden eingeschränkten Bandbreite, etwas langsamer sprechen musste als der Rabbi, um die selbe Informationsmenge abzugeben.

Der Lift trabte los. Er schaukelte zuerst ein wenig, dann bäumte er sich vorne etwas auf und sackte gleichzeitig hinten leicht ein. Der Rabbi wurde gründlich durchgeschüttelt, der Golem hielt sich mit Beiden Händen an seinem Sitz fest. Und dann beschleunigte der Lift hoch! Auf gemütliches Fußgängertempo. Ohne besonders heftig zu schaukeln durchquerte er die Halle. Nach etwa 40 Metern erreichte er die dem Restaurant gegenüber liegende Wand der Halle und hielt neben einer kleinen Tür an.

„So, da sind wir.“

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Beitrag von Jolly Jumper » 19. Jul 2005, 23:06

Roy Hunter prüfte ein weiteres mal die Ortungs-Anzeige sowie die Kontrollen für die Energie. Vorsicht ist die Mutter der Porzelankiste
Aber wielange sitze ich hier schon? Auf die Uhr zu gucken wagte er nicht, auf einem Ausbildungsschiff hätte ihm das den Kopf samt Hals und Oberkörper gekostet sogar das Gähnen mit offenen Augen hat er sich angewöhnt.
In dieser Sekunde hätten Gegner angreifen können. Sagte immer Ausbilder Hardcore, den er heute längst überflügelt hat. In jeder Hinsicht wirklich überall also im Beruf, im Privatleben, er war nicht verheiratet im Gegensatz zum Ausbilder, usw er hätte Stundenlang so weiter machen können ließ es aber weil er sich wieder auf die Anzeigen konzentrierte

(OOC: omg und ich dachte ich wäre faul, für 40 Meter ein Gefährt zu benutzen :roll: )[/i]

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Beitrag von Schlomo Gross » 20. Jul 2005, 00:15

Der Rabbi und auch der Golem schnallten sich los. Schlomo stand mühsam aus seinem viel zu niedrigem Sitz auf, rollte sich halb zu Seite und stand neben dem Lift. Der Golem versuchte das selbe, drückte dabei mit beiden Armen gegen die Seiten des Schalensitzes, der seine Bestrebungen, frei zu kommen, jedoch nicht unterstützte. Schlomo konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Golem festklemmte. „Schlomo, ich bin verklemmt, kannst Du mal an mir ziehen?“ Er streckte dem Rabbi beide Arme entgegen. Schlomo stellte sich vor den Lift, griff die Arme der Roboters, stemmte sich mit einem Fuß gegen die Grundplatte des Lifts und zog mit aller Kraft am Roboter.

In diesem Moment fing der Lift an zu zetern: „Mach bloß nicht wieder meine Sitzbezüge kaputt! Das letzte mal, als ich Dich mitgenommen hab, bist Du 48 Jahre festgesteckt. Und hast dann die Bezüge zerrissen! Weißt Du eigentlich, was das für ein Aufwand ist, wenn ich die Sitze neu beziehen lasse? Ich muss dazu jedes mal in die Werkstadt und dort werd ich dann komplett zerlegt und das ..“ Ein Knirschen gefolgt vom Geräusch reißenden Stoffes und Golem war frei!

Während der Lift noch heftiger weiterzeterte als er begonnen hatte, gingen Schlomo und der Golem zur Tür, die zischend nach oben in der Wand verschwand. Der Raum, den der Rabbi nun betrat, war einfach gigantisch! Mindestens 30 Meter hoch, länger und breiter als Schlomo selbst mit abgenommener Brille blicken konnte. Die Halle war vollgestellt mit unitalblauen Maschinen, die oft bis unter die Decke reichten. So hatte sich der Rabbi die Maschinenhöhle auf Hope vorgestellt, die er leider noch nie persönlich gesehen hatte. Aber wer weiß, vielleicht kam er ja irgend wann einmal nach Deluge auf Hope. Hope, Tikva, Hoffnung, was für ein vielversprechendes Wort…

Die Faszination für diesen Raum, das Fernweh, die Neugierde - die Unbezähmbare - auf alles Neue und Unbekannte drohte ihn zu überrennen, zu ersticken. Er wollte Alles! Jetzt! Sofort! Die Gier nach neuem Wissen wollte ihn zerreißen. So hatte er zuletzt empfunden, als er zum ersten mal eine Kabalah in die Finger bekommen hatte. Er wusste, dass ihn Ungeduld keinen Schritt weiter bringen würde. Wissen, oder besser: Erkenntnis konnte man nur durch systematisches, planvolles Vorgehen erwerben. Learning by Doing war eine dieser Vorgehensweisen, schneller ging es jedoch durch intensive Gespräche mit Personen, die bereits Wissen erworben hatten, vorausgesetzt, man konnte ihnen wirklich vertrauen. Deshalb gab es Lehrer. Konnte der Checkmaster äh Masterchecker dieser Station für ein paar Tage sein, Schlomos, Lehrer sein?

Er würde es ausprobieren. Er war bereit, dem Masterchecker die Chance zu geben, sein Vertrauen zu erwerben. Schlomo wusste, dass es für den Masterchecker nicht einfach werden würde. Er war schon als Kind extrem misstrauisch gewesen, glaubte Informationen aus zweiter Hand nur wenn der Überbringer sie auch belegen konnte. Wie beiläufig realisierte er, dass er Golem schon mindestens 100 Meter weit in den riesigen Raum hinein gefolgt war. Die Aussicht auf baldiges neues Wissen, die Beantwortung seiner Fragen, lies ihn die Strapazen jedoch vergessen.

Nach einer schier endlosen Zeit, Schlomo kam es vor als währe er schon mindestens 300 Meter weit gelaufen, blieb Golem vor einem kleinen Schaltpult stehen. ‚Sieht aus wie in einem Tonstudio’, dachte Schlomo und betrachtete etwas enttäuscht den kühlschrankgroßen Unitalkasten auf einem runden, niedrigen Podest hinter der Konsole. Sollte das der Masterchecker sein? Der Rabbi wusste nicht genau, was er erwartet hatte, aber er vermutete, dass er sich doch etwas Spektakuläreres vorgestellt hätte, falls er versucht hätte, sich etwas vorzustellen. Der Golem zog zwei Drehstühle aus einem Seitengang, die vom Design her genauso gut in einem Büro auf Terra hätten stehen können. Schlomo setzte sich, Golem tat das selbe. ‚Äfft der mich nach, oder ermüden Roboter hier genauso, wie das für gewöhnlich nur Menschen zu tun pflegen?’ überlegte Schlomo gerade, als sich eine sehr entspannt klingende Geisterstimme in seinem Kopf meldete: „Die Maschinen bei uns haben eben Persönlichkeit. Da schleichen sich, wie Du es ja schon von biologischen Wesen her kennst, oft merkwürdige, nicht zwangsläufig sinnvolle Gewohnheiten ein. Aber erst einmal: Schalom Schlomo! Schön, dass Du hier bist!”

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Beitrag von Schlomo Gross » 20. Jul 2005, 15:37

Schlomo war am Ziel! „Schalom Masterchecker! Du bist doch der Masterchecker, oder?“ „Klar Mann, entspann Dich. Nimm Dir einen Drink.“ neben Schlomo schob sich eine Unitalsäule mit einem für Nahrungsspender typischen Ausgabeschacht aus dem Boden “Der Scanner hat in Deinem Gehirn etwas gefunden, das Mai-Tai heißt. Trinkst Du das Zeug wirklich so gerne, wie das in Deinen Erinnerungen steht?“ „Eigentlich nur gelegentlich, manchmal, so im Urlaub, gelegentlich auch am Wochenende... Du kannst wirklich Mai-Tais mixen? Du weißt ja, ich bin Rabbi, und zu meinen Aufgaben gehört es, Nahrungs- und Genussmittel zu untersuchen, ob sie auch wirklich koscher sind. Also rein beruflich: Ich könnt schon mal einen von Deinen Mai-Tais testen..“ Im Ausgabeschacht neben Schlomos Stuhl, in Reichweite seiner Hand, also ohne dass er sich großartig bewegen musste, materialisierte ein Glas mit einer gelborangen Flüssigkeit. Sogar mit Schirmchen und Strohhalm!

Der Rabbi roch vorsichtig an der trüben Flüssigkeit, probierte noch vorsichtiger einen winzigen Zug am Strohhalm und –WOW!! – das war mit extrem weitem Abstand der beste Mai-Tai, den er jemals getrunken hatte. Hier stimmte einfach alles: Das fruchtige Aroma, die Temperatur, nicht zuviel und nicht zu wenig Rum. Perfekt. Also eins war klar: hier würde er wohl noch öfter vorbei schauen müssen. Der lange, anstrengende Fußmarsch hatte sich wirklich rentiert!

„Ich hatte in den letzten Jahren viele Berichte von Ren Dhark und seinen Begegnungen mit Worgun - Technik gelesen, aber bei ihm war das immer vollkommen anders abgelaufen. Hier ...“ Der Masterchecker unterbrach ihn „Logo, diese Station wurde ja auch nicht von den Worgun, sondern von den Wojiden gebaut.“ „Wojiden?“ Schlomo vergaß beinahe, am Strohhalm zu ziehen. „Die Wojiden sind auch Worgun, biologisch unterscheiden sie sich in Nichts von den Anderen. Aber sie leben nach ihren eigenen Regeln und Bräuchen. Und das seit über 10 Millionen Jahren. Klar, die Regeln sind nicht wirklich statisch, sie ändern sich auch im Lauf der Zeit. Aber immer auf der Basis des Vorhandenen. Damit ist alles, was in der Gesellschaft der Wojiden geschieht oder geschah nachvollziehbar, begründbar.“

„Ich will unbedingt mehr über die Wojiden wissen, wo soll ich bloß anfangen zu fragen?” „Am besten am Anfang.“ „Ja, dann erzähl mal, wie alles anfing..” „Also, das Universum entstand um 0 Uhr, am Yom Rischon (=Sonntag, Anmerkung des Verfassers), dem ersten Tag im Jahr 0. Nach so etwa 10 hoch minus 43 Sekunden begann sich die Gravitationskraft von der elektroschwachen Wechselwirkung abzuspalten und dann...“ „Äh, warte, wann war das nach meiner Zeitrechnung?” „Das kannst Du leicht ausrechnen: heute ist der 2. Adar II, im Jahr 13.746.295.820“ „Die Zeitrechnung der Wojiden geht also wirklich von der Entstehung des Universums als Nullpunkt aus?!?“ „Klar Mann, ist doch bei Deinem Kalender genauso. Die Wojiden haben eben nur etwas genauer gemessen.“ „Ja dann“

„Ach ja, ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass man im Jahr 12.345.297.004 noch ein paar Schaltminuten eingefügt hat, sonst währe das Universum erst um 1 Uhr 24 und 17,2 Sekunden entstanden oder wir hätten unseren Kalender um die selbe Zeit zurückstellen müssen.” „Wieso ausgerechnet im Jahr 12.345.297.004?“ „In dem Jahr hatte sich der Ereignishorizont um das Schwarze Loch geschlossen, um das herum sich bald darauf die Galaxis Orn gebildet hat..“ „Verstehe.“ Schlomo war fasziniert und extrem neugierig. „Gut, erzähl weiter!”

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Beitrag von Das Universum » 20. Jul 2005, 18:13

Ein überlichtschneller Ortungsimpuls durchquerte die galaktische Äquatorebene von nord nach süd. 410 Lichtjahre vor dem Sternentstehungsgebiet in der Orionassoziation streifte der Impuls ein mit Sternensog fliegendes Raumschiff.
Das Universum kann so grausam sein...

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Beitrag von Schlomo Gross » 20. Jul 2005, 22:32

Schlomo hatte im Hinterkopf das unbestimmte Gefühl, dass hier etwas nicht so ganz stimmen konnte. Orn musste doch mindestens 10 Milliarden Jahre alt sein? „Sehr gut, Du denkst mit! Orn ist etwas 11 einhalb Milliarden Jahre alt. 12.345.297.004 ist ein mythologisches Datum. Bis vor 10 Millionen Jahren hatten die Worgun angenommen, dass das Universum in diesem Jahr entstanden sei. Als der Fehler bemerkt worden war, änderten die Wojiden ihren Kalender, die Worgun behielten den alten bei. Das war der Zeitpunkt, als sich die beiden Gesellschaften wirklich trennten, ideologisch natürlich nur, nicht räumlich.”

Der Masterchecker hatte Schlomo getestet! War das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Eigentlich wollte doch er selbst genauso vorgehen, um heraus zu finden, was er vom Masterchecker halten sollte.

„Wie lange wird es eigentlich dauern, bis Du mir Alles erzählt hast?“ Der Rabbi hatte überschlagmäßig abgeschätzt, dass das Gespräch länger als nur ein paar Tage dauern würde. „Die Geschichte des Universums und die der Wojiden?“ „Ja.“ „Hm, mal nachrechnen... So knapp 3500 Jahre, wenn Du nicht zwischendurch schlafen oder Essen willst.“ „Ich befürchte, dass ich nicht soviel Zeit habe…” Auf regelmäßige Nahrungsaufnahme konnte er wirklich nicht verzichten. Aber auf Wissen und Erkenntnis genauso wenig.

„Dann müssen wir den Wissensaustausch wohl ein wenig optimieren.“ Der Masterchecker sprach aus, was Schlomo gerade dachte. In den folgenden Stunden erzählte der Masterchecker von den Wojiden, vom Universum, lies aber den ganzen Rest weg. Der Rabbi notierte sich eifrig Stichpunkte und Daten in sein Tagebuch, da selbst sein phänomenales Gedächtnis Grenzen kannte. An Essen oder Schlafen dachte er nicht mehr.

Irgendwann, der Masterchecker beschrieb gerade den höchsten Wojidischen Feiertag und hörte gespannt Schlomos Erinnerungen an dessen letztjährigen Urlaub um Yom Kippur, als sie von einem lauten Klingeln aus Schlomos Umhängetasche, die zu seiner eigenen Verblüffung nicht an seiner Schulter hing, sondern neben dem Stuhl lag, unterbrochen wurden. „Oi Gewalt! In einer halben Stunde fängt der Schabbes an! Da hab ich ja überhaupt nicht mehr dran gedacht!” Schlomo griff in die Tasche und schaltete seinen Wecker ab.

„Kein Problem. Der Stuhl auf dem Du sitzt, hat Rollen. Damit kommst Du ganz schnell vor zur Tür und von da ist es ja nicht mehr weit zu Deinem Zimmer und zur Kneipe.” Der Rabbi sah zum ersten mal seit Stunden herüber zu Golem, der mit vor der Brust verschränkten Armen weit zurückgelehnt in seinem Stuhl saß und sogar die Augen geschlossen hatte. „Schläft der etwa? Seit wann können Roboter schlafen?” „Ein Nickerchen tut jedem gut...“

Schlomo stupste den Golem an die Schulter, worauf dieser langsam die Schutzblenden vor den Augen hochfuhr und sich etwas aufrechter hinsetzte. „Schon fertig?“ „Ja, aber nur für heute. Übermorgen geht’s weiter. Komm jetzt.” Der Rabbi stieß sich mit beiden Beinen ab und rollte mit seinem Bürostuhl in Richtung Ausgang, Golem lief neben ihm her.

*

Auf der Kurt Brand schlich Karlo vollkommen geräuschlos einen leicht gebogenen Gang entlang. Er wusste nicht, auf welchem Deck er sich befand, aber das interessierte ihn nicht einmal ansatzweise. Seit er sich vor drei Wochen unbemerkt an Bord geschlichen hatte, war sein Hauptproblem die Nahrungsbeschaffung. Und die widerspenstigen Türen. Manche ließen sich auch mit den raffiniertesten Tricks nicht öffnen. Dafür hatte er in diesem Gang etwas sehr interessantes gerochen! Seit wenigen Minuten folgte er nun einer Duftspur.

Nach einigen Metern erreichte er ungesehen ein offenes Schott. Er spähte vorsichtig in den Raum hinein und erkannte die Quelle, die ihn angelockt hatte: Die Tische waren überfüllt mit Tellern und Schalen in denen sich die unmöglichsten Nahrungsmittel befanden, wobei einige schon reichlich angegammelt mieften. Karlo konnte nicht wiederstehen! Er schlug sich den Magen voll, soviel nur hinein ging!

Satt und zufrieden beschloss er, sich einen gemütlichen Platz zum Schlafen zu suchen. Der harte Unitalboden entsprach dabei seinen Vorstellungen in keinster Weise, also schlich er sich wie er gekommen war aus den Raum hinaus und lief den Gang zurück. Nachdem er mehrmals über Nottreppen das Deck gewechselt hatte, kam er an einem Schott vorbei, hinter dem er ein hier ungewohntes, aber ihm bestens vertrautes Geräusch hörte. Hier sollte er wohl einmal nachsehen.

Da das Schott geschlossen war, versuchte er es mit der Gedankensteuerung zu öffnen: „Miaut!“. Die Gedankensteuerung reagierte prompt, das Schott fuhr in die Wand zurück! Karlo betrat den Raum und sah sich erst einmal gründlich um. Auf einem Stuhl saß ein Mensch und starrte mit extremster Konzentration auf einen Monitor, auf dem sich absolut nichts bewegte.

Karlo ging zu ihm, strich mehrmals um seine Füße und wollte ihn auf sich aufmerksam machen. Also sagte er zusätzlich noch Hallo: „Ma!“, aber der Mensch reagierte immer noch nicht. Also sprang er auf seinen Schoß, fing an, laut zu schnurren und machte es sich dort bequem.

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Beitrag von Jolly Jumper » 21. Jul 2005, 08:42

(OOC: Weil ich hier im moment der, glaube ich, einzige bin der einsam auf einen Monitor guckt auf dem nix los ist fühl ich mich jetzt angesprochen)
Durch die Acht die um seine Beine lief erschrock sich Roy Hunter so sehr das er beinahe vom Stuhl gefallen wäre. Nachdem er ein paar mal wieder durchgeatmet hatte guckte er sich im Raum um und sah auf einem Sofa eine Katze. Eine Katze, sicher jetzt dreh ich auch noch durch, Katzen waren, sind und werden immer ein Anzeichen von Wahnsinn sein, schon wenn man sich eine einbildet oder mehr als 4 besitzt. dachte er. Weil er sich aber nicht sicher war zog er seine Handschuhe aus und schlich leise zu der Katze und streichelte sie. Nach dem zweiten Streichelzug nahm er die Hand weg wodurch er sich von seitens der Katze einen Vorwurfollen Blick zuzog.Ähm was soll ich denn jetzt machen? Na ja ich werd sie nach meiner Schicht melden oder auf Anfrage mit diesem Gedanke setzte er sich wieder hin und zog seine Handschuhe wieder an und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe.

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Beitrag von Das Universum » 21. Jul 2005, 15:27

Die KB war noch 390 Lichtjahre vom Orionnebel entfernt, würde ihn auf dem Weg zur Beteigeuze aber nur in 70 Lichtjahren Abstand passieren. Ein zeiter, energiereicherer Ortungsimpuls traf die KB. Wenn bei denen nicht die Passivortung defekt war oder der Diensthabende schlief, sollte der gigantische Blip auf dem Oszillo nicht unbemertkt bleiben.
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Beitrag von Nukebox » 21. Jul 2005, 17:20

Plötzlich fing Sebastian einen energiereichen Ortungsimpuls auf, welcher ihm fast die
Geräte explodieren ließ.
Sofort schickte er die Daten an die Zentrale und gab über Funk an den Kapitän weiter:
„Sir, ein unbekannter, energiereicher Ortungsstrahl hat uns soeben gestreift.
Er kam aus Richtung Orionnebel.“


(OOC: @ Universum: Ich bin (leider noch) Schüler, deswegen habe ich nicht so viel Zeit um ins Internet zu gehen, weil ich erst so um 5
Uhr Nachmittags nachhause komme. Plane immer etwas mehr Zeit für die Ortung ein, bitte. 8) )
"Ich beherrsche die deutsche Sprache, aber sie gehorcht mir nicht immer."
Alfred Polgar (1873-1955)
östr. Schriftsteller u. Kritiker

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Beitrag von Berni Ziegler » 21. Jul 2005, 17:23

"Geht das auch etwas genauer?" Berni war nicht gerade begeistert von dieser Meldung, da der Orionnebel eine Geburtsstätte für neue Sterne war. Wer in diesen Nebel eindrang musste ein sehr hohes Risiko eingehen.
"Pilot, Schiff stoppen und Position halten bis auf Weiteres. Gelber Alarm für das gesamte Schiff, Waffen und Schilde in Bereitschaft." In schneller Abfolge kamen die Befehle jetzt.

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Beitrag von Jolly Jumper » 21. Jul 2005, 18:08

Ein paar Sekunden eher als das Gegenstück von Roy Hunter gab er die Meldungen durch für die Bereitschaft
Hoffentlich gehts jetzt endlich los
Mit diesen letzten Gedanken konzentrierte er sich auf seine Kontrollen und hatte die Katze schon wieder vergessen

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Beitrag von Schlomo Gross » 21. Jul 2005, 20:29

Schlomo hatte den Schabbes mit Golem und Luigi am Abend in der Kneipe begonnen, danach ein paar Stunden geschlafen und am Tag mit den beiden Robotern im Restaurant ausklingen lassen. Die Tageszeiten bestimmte er dabei mit seinem Wecker, mit der mitgeführten Zeit, da es hier ja keinen Sonnenuntergang gab. Den Kellnerrobot Luigi hatte er der Einfachheit halber zum Schabbes-goj umdefiniert, natürlich ohne ihm etwas davon zu sagen. Er wollte ihn ja nicht ausgrenzen.

Am Abend, es war inzwischen der 5. Adar II, 5820, steckte er noch schnell seine Teffilin in die Umhängetasche und überlegte, ob er erst eine Runde schlafen und dann zum Masterchecker gehen sollte, oder umgekehrt. Wenn er es sich recht überlegte, müde war er überhaupt nicht, er fühlte sich erholt und ausgeschlafen, selbst die Blutergüsse, die er sich beim Kampf mit den Ois zugezogen hatte, verfärbten sich bereits ins Violette. Er war bereit zu neuen Abenteuern! Und Wissenserwerb war bekanntlich das größte davon!

Der Rabbi beschloss, alleine zum Masterchecker zu gehen, dann konnten Golem und Luigi ihr ‘Schach’ weiterspielen, das ‚Zerkwon’ hieß, wie er inzwischen erfahren hatte. Nach einem langen Fußmarsch setzte er sich auf den verbliebenen Drehstuhl, verzichtete sogar auf den angeboten Mai-Tai und setzte das Gespräch an der Stelle fort, an dem sie es letzten Freitag abgebrochen hatten.

Viele Stunden später kannte Schlomo endlich die Geschichte der Wojiden. Zumindest in Stichpunkten. Also eigentlich wusste er immer noch sehr wenig. Und es blieben viele offene Fragen, etwas, wieso hatten die Wojiden diese Station zwar vor 1400 Jahren gebaut hatten, dann aber verschwunden waren? Die Worgun hatten die Galaxis ja auch erst vor 1000 Jahren verlassen. Was war in den 400 Jahren dazwischen geschehen? Der Masterchecker hatte darauf auch keine Antwort, nicht einmal ein Theorie.

Blieben vorerst nur noch die Fragen zu klären, die er vor wenigen Tagen bereits dem Transmitter an der Oberfläche gestellt hatte und wegen derer er eigentlich hierher zum Masterchecker gekommen war. „Weist Du eigentlich, wieso der Transmitter der Kurt Brand mich hierher gebracht hat? Das Transmitternetz der Worgun ist doch..“ „Ja, das ist vor ein paar Jahren ausgefallen. Wir hatten hier ein desaströses Hyperraumereignis angemessen, das vermutlich alle auf subatomaren Techniken basierenden Geräte zerstört hat. Die Station hatte nur deshalb überlebt, weil die Wojiden den Planeten Oi in ein Intervalfeld eingeschlossen hatten, damit die Ois nicht entkommen und zu einer braunen Gefahr für die Galaxis werden konnten.”

„Wieso sind die Ois eigentlich so gefährlich, dass alle anderen vor ihnen geschützt werden müssen?“ wollte Schlomo wissen. „Das ist eine lange und komplizierte Geschichte. Das kann ich nicht in Stichpunkten erklären. Ich geb Dir aber gerne einen Datenspeicher mit, in dem Du alles nachlesen kannst.“ „Gebongt. Was man schwarz auf weiß hat, kann man getrost mit nach hause nehmen. Alte Studentenregel.“

Versteckt in einer fast schon vergessen geglaubten hintersten Ecke von Schlomos Gedächtnis fand sich die Geschichte dieser Regel: Im Mittelalter, als Bücher noch von Hand geschrieben wurden, waren Vorlesungen noch wirklich Vorlesungen. Ein Professor stand an einem Pult und las ein Buch vor, seine Studenten schrieben eifrig mit und nach einem Semester hatten sie eine Kopie dieses Buches. Und das konnten sie jetzt – schwarz auf weiß – mit nach hause nehmen. Daher vermuten heutzutage viele kluge Leute, dass nicht die Universitäten, sondern die Copyshops in den Universitätsvierteln die wahren Nachfolger der mittelalterlichen Hochschulen waren. Vielleicht kommt auch davon der Ausspruch: ‚Kopieren geht über studieren’.

*

Karlo döste ausgesteckt auf einem Sofa. Er hatte sich nicht geirrt. Das war der optimale Ort für ihn! Der extrem konzentriert wirkende Mensch, den er hier gefunden hatte, schien genau von der Sorte zu sein, die er mochte. Er hatte ihn sogar kurz gekrault. Zwar viel zu kurz, aber immerhin. Sehr entspannt schlief Karlo ein, träumte, dass er auf einem Sofa lag, dort einschlief und träumte, dass er auf einem Sofa lag und - als ihn schlagartig das schaurig schrille Heulen einer Sirene hoch zucken ließ. Mit ausgefahren Krallen, geflufftem Fell und einem entsetzten „Maa!!!“ hechtete er in Deckung.

Er landete an einem Gitter an der Decke, an dem er sich mit seinen Krallen festhielt. Nur das Gitter hielt nicht! Es klappte mit ihm zusammen an einem Scharnier heraus! Panisch hangelte sich Karlo in einem perfekten Feldumschwung auf die andere Seite des Gitters, zog sich mit allen vieren hoch und verschwand wie ein oranger Blitz in der neu entstandenen Öffnung in der Decke.

Hier war es angenehm dunkel. Ein frischer Lufthauch strich an ihm vorbei, auch des Heulen der Sirene war nicht mehr ganz so laut. Karlo lief mit immer noch ausgefahrenen Krallen den engen Gang entlang. Nur weg hier! Er kam an weiteren Gittern vorbei, vermied es mit bedacht, auf sie zu treten, hörte aber unter sich mehrere Menschen hektisch irgendwelche Kommandos schreien. Vor einem seitlich an der Wand angebrachten Gitter blieb er stehen. Von hier aus konnte er mehrere Menschen sehen, die um eine riesige Kugel, in der es phantastisch flimmerte und leuchtete, herum standen und aufgeregt miteinander diskutierten, ohne dass er selbst gesehen werden konnte. Genau wie er es mochte! Das würde wohl in Zukunft einer seiner Stammplätze werden!
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Beitrag von noid » 21. Jul 2005, 20:57

[OOC: Bevor ich mich wieder richtig einklinken kann, muss ich wissen welche Rolle Jolly Jumper den spielt? Ist er bei mir in der WS West, oder ist er in der WS Ost? cya noid

ps: Schlomo Gross's Story gefällt mir *gg* - auch der Gag mit Karlo ist toll ;-)]
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