Doppelter Einsatz
Verfasst: 20. Feb 2015, 00:59
Heute könnte ich springen, tanzen und mich bis zum Stehkragen volllaufen lassen – hätten mir die Ärzte (ja, ich kann mir selbst als Kassenpatient mehrere leisten, darunter sogar einen echten Professor, ätsch!) dies alles nicht verboten. Egal, wen juckt’s? Ich freue mich trotzdem wie Bolle, denn ich habe ein für mich sehr wichtiges Datum erreicht.
Da Hajo die 60 leider nicht mehr gepackt hat, gab mir seine Ehefrau Heike auf seiner Gedenkfeier Anfang November einen nicht ganz ernstgemeinten Tipp, auf welche Weise wenigstens ich dieses Ziel dem kaputten Herzen zum Trotz erreichen könnte: „Gehe planwirtschaftlich vor. Konzentriere Dich zunächst auf Hajos 60sten Geburtstag am 6. Dezember, dann aufs Jahresende und letztlich auf Deinen eigenen 60sten.“
Leider sah es zunächst nicht danach aus, als ob das klappen würde, und ich hatte mich bereits darauf eingestellt, ihren Ehemann noch vor Erreichen des heutigen 20. Februar wiederzusehen, ja selbst meine Frau hatte ihre letzte Hoffnung endgültig aufgegeben. Doch dann sprang ich dem Tod überraschend von der Schippe, ein Verdienst der Ärzte und Medikamente – mental unterstützt von lieben Mitmenschen, die mir die Daumen drückten.
Na schön, es gab nicht nur gedrückte Daumen. Ein aggressiver Zeitgenosse aus meinem engeren Umfeld gab mir unmissverständlich zu verstehen, wie sehr er meine „Wiederauferstehung“ als Störfaktor betrachtet; ihm wäre es offenbar lieber gewesen, ich wäre in der Klinik draufgegangen. Vielleicht hatte er sich bereits einen teuren schwarzen Anzug gekauft und kann ihn jetzt nicht mehr umtauschen, wofür ich als sparsamer Mensch natürlich ein gewisses Verständnis habe.
Mein Hausarzt riet mir, derlei seltsame Anfeindungen gelassener hinzunehmen, um keinen Rückfall zu riskieren. Recht hat er, aber heute ist mir nicht nach Gelassenheit zumute, sondern nach Freude. Heute will ich mich unbelastet daran erfreuen, dass ich mein „Planwirtschaftsziel“ wie von Heike gewünscht erreicht habe – die 60 Jahre kann mir jetzt keiner mehr nehmen. Alles was danach kommt, betrachte ich als geschenkte Lebenszeit, jeden einzelnen Tag an jedem Morgen.
Genaugenommen befand ich mich seit der Gedenkfeier auf einem „doppelten Einsatz“ – denn mein verstorbener Freund schien mir von irgendwoher ständig Mut zuzusprechen, weshalb er heute in meinen Gedanken mitfeiert. Hajo, dies ist auch Dein 60ster!
Und wie feiert jemand, dessen Herz nur noch mit einem Drittel Leistung schlägt? Ganz einfach: Jetzt futtere ich erst einmal ein Riesenstück von Monikas selbstgebackenem Käsekuchen! Den haben mir die Mediziner nämlich noch nicht verboten. Außerdem traf gestern von Heike ein Riesenpaket mit dunklen Schokoladenspezialitäten ein, darunter eine große Sektflasche aus purer Zartbitterschokolade, speziell für Zwangsabstinenzler kurz vorm Abnippeln. Und wenn ich mich gleich genügend mit allem vollgestopft habe, schlafe ich ein paar Stündchen und mache im Morgengrauen dort weiter, wo ich nach Mitternacht aufgehört habe.
Geschafft (mampf)! Ich bin 60!! Jappadappadu!!!
Da Hajo die 60 leider nicht mehr gepackt hat, gab mir seine Ehefrau Heike auf seiner Gedenkfeier Anfang November einen nicht ganz ernstgemeinten Tipp, auf welche Weise wenigstens ich dieses Ziel dem kaputten Herzen zum Trotz erreichen könnte: „Gehe planwirtschaftlich vor. Konzentriere Dich zunächst auf Hajos 60sten Geburtstag am 6. Dezember, dann aufs Jahresende und letztlich auf Deinen eigenen 60sten.“
Leider sah es zunächst nicht danach aus, als ob das klappen würde, und ich hatte mich bereits darauf eingestellt, ihren Ehemann noch vor Erreichen des heutigen 20. Februar wiederzusehen, ja selbst meine Frau hatte ihre letzte Hoffnung endgültig aufgegeben. Doch dann sprang ich dem Tod überraschend von der Schippe, ein Verdienst der Ärzte und Medikamente – mental unterstützt von lieben Mitmenschen, die mir die Daumen drückten.
Na schön, es gab nicht nur gedrückte Daumen. Ein aggressiver Zeitgenosse aus meinem engeren Umfeld gab mir unmissverständlich zu verstehen, wie sehr er meine „Wiederauferstehung“ als Störfaktor betrachtet; ihm wäre es offenbar lieber gewesen, ich wäre in der Klinik draufgegangen. Vielleicht hatte er sich bereits einen teuren schwarzen Anzug gekauft und kann ihn jetzt nicht mehr umtauschen, wofür ich als sparsamer Mensch natürlich ein gewisses Verständnis habe.
Mein Hausarzt riet mir, derlei seltsame Anfeindungen gelassener hinzunehmen, um keinen Rückfall zu riskieren. Recht hat er, aber heute ist mir nicht nach Gelassenheit zumute, sondern nach Freude. Heute will ich mich unbelastet daran erfreuen, dass ich mein „Planwirtschaftsziel“ wie von Heike gewünscht erreicht habe – die 60 Jahre kann mir jetzt keiner mehr nehmen. Alles was danach kommt, betrachte ich als geschenkte Lebenszeit, jeden einzelnen Tag an jedem Morgen.
Genaugenommen befand ich mich seit der Gedenkfeier auf einem „doppelten Einsatz“ – denn mein verstorbener Freund schien mir von irgendwoher ständig Mut zuzusprechen, weshalb er heute in meinen Gedanken mitfeiert. Hajo, dies ist auch Dein 60ster!
Und wie feiert jemand, dessen Herz nur noch mit einem Drittel Leistung schlägt? Ganz einfach: Jetzt futtere ich erst einmal ein Riesenstück von Monikas selbstgebackenem Käsekuchen! Den haben mir die Mediziner nämlich noch nicht verboten. Außerdem traf gestern von Heike ein Riesenpaket mit dunklen Schokoladenspezialitäten ein, darunter eine große Sektflasche aus purer Zartbitterschokolade, speziell für Zwangsabstinenzler kurz vorm Abnippeln. Und wenn ich mich gleich genügend mit allem vollgestopft habe, schlafe ich ein paar Stündchen und mache im Morgengrauen dort weiter, wo ich nach Mitternacht aufgehört habe.
Geschafft (mampf)! Ich bin 60!! Jappadappadu!!!