So, gerade gemampft (Spagetti mit vegetarischer Gulaschsoße und Radieschen), und jetzt werd ich mich noch ein wenig vor der Arbeit drücken. Ich muss bis Freitag meine Einkommenssteuererklärung fertig haben, und ich blick wie üblich hinten und vorne nicht durch. (Soviel zu meinem Verstand. Der ist leider etwas zu spärlich ausgefallen... <- 3 Punkte! Ich bin lernfähig!) Werd wohl am Donnerstag mal wieder den Servicecenter vom Finanzamt heimsuchen müssen. Macht aber nix, denn die Mitarbeiterinnen dort sind alle ganz besonders auffallend freundlich und hilfsbereit. Ich vermut sogar, dass die wirklich nach Aussehen und Freundlichkeit ausgesucht werden...
@Uwe: Also bei den Punkten könnte ich ja behaupten, die hat Nobby alle aufgekauft, aber stimmt nicht, ich hatte tatsächlich keine Ahnung, wieviele man da verwendet. Dachte, zwei würden reichen, aber einer meiner 4½ Lektoren hat auch schon gemosert (nur nicht so freundlich wie du...). Na ja, voraussichtlich morgen bekomm ich das erste korrigierte Exemplar, von den anderen Korrektoren ist einer gerade beim Umziehen (größere Wohnung im selben Haus, selbe Etage), einer hat tierisch viel Arbeit und daher keine Zeit und ein weiterer ist nicht zu erreichen. Vermutlich im Urlaub. Oder vom Schlag getroffen, ob der vielen Rechtschreibfehler. Immerhin ist er Germanist.
Die Idee mit einer neuen Zeile für jeden Satz in Anführungszeichen hat was! Das ist ja wirklich besser lesbar. Also gibt es wie bei Software auch bei Texten Formatierungsregeln, die man unbedingt beachten sollte. Werd diesbezüglich mal ein RD Buch analysieren, da gibt`s vermutlich noch eine ganze Reihe weiterer Regeln. Bei der Kotzfront hab ich versucht, alles so eng zu formatieren, dass ich es in 192 Seiten unterbringe und die Kapitellängen denen des Stahlfurzes entsprechen. War vermutlich keine so gute Idee. Für die gedruckte Fassung werd ich es also nicht nur von den Rechtschreibfehlern befreien müssen, sondern auch neu formatieren. Egal, wie lange es dann wird (hab gerade nachgeschaut: 515k Anschläge, und der public domain pdf Creator bläht es dann noch auf fast die doppelte Länge auf.).
Den neutralen Stil im Kapitel über die Frauenbeschneidung durchzuhalten ist mir nicht leicht gefallen. Weist ja, wie ich reagiere, wenn mich etwas aufregt. Ich bin so um 1974 zum ersten Mal auf das Thema gestoßen, damals durch einen Artikel im Bild der Wissenschaft. Den hat der Autor von `Adams schwarze Kinder` geschrieben, und ich hatte den Eindruck, das sei ein Problem einer winzigen Minderheit, die irgendwo weit weg und außerhalb jeder Zivilisation lebt, also etwas, wovor es einem zwar gruseln kann, das aber ansonsten keine weitere Bedeutung hat. Ich dachte damals an wenige hundert Betroffene, die mir zwar ernsthaft leid getan haben, ging aber davon aus, dass eine solche menschenverachtende Unsitte (wohlwollende Formulierung für &^%^%$#@!!!!) bald aussterben würde.
Die zweite Begegnung mit dem Thema hatte ich in den 90er Jahren, als meine Schwester und meine Mutter die `Wüstenblume` von Warris Dirie gelesen und eifrig darüber diskutiert hatten. Um zu verstehen, worüber sie sich eigentlich so ereiferten, hab ich damals `Das grausame Ritual` von Hanny Lightfoot-Klein gekauft, überflogen, aber nicht wirklich gelesen. Dazu war mir das Ganze zu heftig, zu unappetitlich. Das versteh ich unter `aktivem Wegschauen`.
Bei der Recherche zur Kotzfront bin ich dann in praktisch jeder Beschreibung der afrikanischen Staaten, die im Roman vorkommen, auf das Stichwort `Beschneidung` gestoßen, hab bei Wikipedia nachgeschaut und war erst einmal geschockt. Dann ist mir eingefallen, dass ich eine der angegebenen Quellen ja einmal gekauft hatte, begann also mit einer Grabung im Stapel mit selten benutzten Büchern und wurde in knapp einem Meter Tiefe fündig. Und hab das Buch dann gelesen, wofür ich fast zwei Tage gebraucht hab. Danach war mir klar: Es gibt wesentlich drängendere Probleme als den Stahlfurz, und das war der Moment, in dem beschloss, den Roman nicht (nur) als Persiflage auf diesen schlechten Witz zu schreiben, sondern mich vorrangig um die wirklichen Probleme zu kümmern. Also hab ich weiter recherchiert und erst einmal eine möglichst objektive Zusammenfassung geschrieben. Wieso diese Objektivität? Ganz einfach: Um eine Aufgabe zu lösen, muss man sie zuerst analysieren, zuerst in Form eines Brainstormings, dann alle Objekte identifizieren, feststellen, welche Daten und Methoden sie beinhalten, die funktionalen Abhängigkeiten der Objekte und die Datenflüsse erkennen und hat dann die Grundlage, ein Modell zu entwickeln. Das nennt sich `objektorientierte Analyse`, kurz OOA und ist eine gängige Methode (nicht nur) in der Informatik, um komplexe Systeme zu verstehen. Man kann das benutzen um Datenbanken zu entwerfen, physikalische Prozesse zu verstehen, Produktionsanlagen zu entwerfen, soziale oder gesellschaftliche Zusammenhänge zu untersuchen, es ist einfach eine universell einsetzbare Methode. Und führt praktisch immer zu einem Ergebnis.
Im nächsten Schritt entwickelt man dann daraus ein Modell, anhand dessen sich dann das Verhalten des Systems untersuchen läst. Klar ist das nur eine Abstraktion, aber je genauer und objektiver man zuvor die Analyse durchgeführt hat, umso ähnlicher wird sich das Modell wie die Realität verhalten. Jetzt kann man untersuchen, welche Parameter man verändern muss, damit sich das System so entwickelt, wie man es gerne haben möchte.
Leider war ich in der Richtung bisher erfolglos. Aber es kommen ja noch drei Bände. Mal sehen, wie die Fremdenlegionäre und die Hells Angels mit dem Problem umgehen…
(Will aber noch nicht zuviel verraten. Nur ob sich daraus eine reale Lösung ableiten läst, weis ich auch nicht, wag ich sogar zu bezweifeln. Seufz.)
Hm, ob Marinas verklemmtes Höschen mal zum Psychiater muss, weis ich auch nicht. Könnte aber durchaus sein. Du fragst dich, wie ich auf die Idee gekommen bin? Das ist schon etwas länger her, muss so `68 oder `69 gewesen sein, als ich in einer Schmuddelzeitschrift einen gezeichneten Witz entdeckt hab, den ich nicht verstehen konnte. In dem Witz schaute eine sehr üppige Blondine aus ihrem Fenster, und über ihr schwebte eine Sprechblase, in der geschrieben stand: „Seit zwei Wochen klemmt mein Keuschheitsgürtel, und immer noch kein Klempner in Sicht.” Da ich nicht wusste, was ein Keuschheitsgürtel ist, hab ich im Lexikon nachgeschaut, aber da gab es nicht einmal das Stichwort. Also hab ich das Wort in mein Notizbuch eingetragen, in die (sehr lange) Liste mit Begriffen, die ich nicht kannte oder deren Bedeutung ich nicht verstand. Ich hab die Liste im Lauf der Zeit zwar immer wieder abgearbeitet, aber zu einzelnen Wörtern fand ich nichts.
Jahre später, in der 11 Klasse Schimpansium, hatte ich ein paar Monate lang eine wirklich beknackte Deutschlehrerin (die wurde aber bald wegen Unfähigkeit entlassen. Kein Witz.) und die sollte mit meiner Klasse auf einen Wandertag gehen. Wir haben also fleißig diskutiert, uns für Andechs entschieden, aber am Tag vor dem Wandertag meinte die Lehrerin, wir sollten uns morgen um 0800 vor der Bayrischen Staatsbibliothek treffen. Jedem war klar, dass sie uns da hineinhetzen wollte. Also sind wir am nächsten Morgen alle in kompletter Wanderausrüstung erschienen. War sehr skurril, 45 Leute mit überladenen Rucksäcken, Bergstiefeln (einer hatte sogar ein Kletterseil dabei) und Regenausrüstung durch die Staatsbibliothek stapfen zu sehen...
Aber für mich war es ein echtes Aha-Erlebnis. Von den größeren Bibliotheken kannte ich nur die des deutschen Museums, trieb mich ansonsten nur in den kleinen Stadtteilbibliotheken herum, die aber kein wirklich brauchbares Sortiment hatten. Den Ausweis für das Museum hatte ich über einen Physiklehrer bekommen, da gab es an technischer Literatur praktisch alles, wovon man sonst nur träumen konnte. Außer Datenbücher für elektronische Bauteile, aber das ist wieder ein anderes Kapitel. Ein paar Wochen später bin ich also wieder in die Staatsbibliothek gefahren und wollte einen Ausweis, damit ich mir Bücher ausleihen konnte. Und der vertrocknete Typ dort wollte mir keinen geben! Man musste Student sein, um einen zu bekommen. Schüler sollten sich woanders umsehen. Meinte der. Aber nicht mit mir! Ich hab ihm erklärt, dass ich ein Buch für ein Referat in der Schule brauche, das es aber in der Museumsbibliothek nicht gibt. Und was macht der? Ruft im Museum an! Aber ich hatte ihm vorsichtshalber einen Titel genannt, den die wirklich nicht hatten (was ich wusste, weil ich schon mal vergeblich danach gesucht hatte). Darauf bekam ich den Ausweis, mit der eindringlichen Ermahnung, dass ich mir NUR dieses eine Buch ansehen dürfe, Sonst nichts. Na ja, ich hab mich freundlich bedankt, mir ein `du mich auch` gedacht, das Buch ausgeliehen, falls es der Typ das in typisch deutscher Gründlichkeit nachprüft, und war ein paar Tage danach wieder da.
Irgendwann fiel mir dann die Liste mit noch zu klärenden Begriffen wieder ein, und ich hab den Katalog der Bibliothek danach gefilzt. Und da endlich konnte ich herausfinden, was eigentlich ein Keuschheitsgürtel war. Hab das Buch ausgeliehen, war völlig verblüfft, dass ich es nicht mitnehmen durfte, sondern im Lesesaal lesen musste, aber was soll`s. Hab mich also in den Saal gesetzt, angefangen zu lesen, sah die Bilder – und bekam einen schallenden Lachkrampf. Das kollektive `Pscht` von ca. 50 Leuten wird ich nie vergessen... Überhaupt ist es erstaunlich, welche Zensur es in der Staatsbibliothek gibt. Da stehen so viele Bücher auf dem Index, die man nur bekommt, wenn mein ein `wissenschaftliches Interesse` nachweisen kann, ansonsten bleiben die unter Verschluss. Ist mir mal passiert, als ich das `Kapifu, das Buch der Verschämten Dinge` ausleihen wollte.
Auf die Keuschheitsgürtel bin ich bei der Recherche zur weiblichen Beschneidung gestoßen. Na ja, und da mir kein Kalauer zu flach ist, musste ich den einfach einbauen.
Ja, das `fiesest mögliche Grinsen`. Der Begriff stammt von einer Bekannten von mir aus Studienzeiten. Wir hatten in einem Praktikum eine Assistentin, aber die beiden waren sich irgendwie nicht grün…
@General Kom: Ja, wie gesagt, das ist alles Made in Eile, daher nicht perfekt. Aber ich finde es gut, dass du die Geschichte gelesen hast. Noch etwas anderes: Ich bin nicht sicher, ob ich deinen Namen richtig interpretiere. Ist das zu verstehen wie General Chang (der Bandleader von weqtaH
www.weqtaH.org , einer Klingonischen Punkrock Band, bei der ich früher mal gespielt hab), oder ist es die Abkürzung für `Kommandant`, wie einige hier vermuten? Also ich nehm deine Anregung für Band 2 auf, hab sogar zwei Kapitel in der Reihenfolge vertauscht, damit der nächste Band mit einem Kracher anfängt. Nur wird es den vermutlich nur in gedruckter Form geben. Aber mal sehen, wie sich das weiter entwickelt.
@Wolf: Ich denk, dass der Link zur Kotzfront (sogar mit dem passenden Kommentar als `Feindseite`) ein echter Volltreffer ist. In der Statistik der Webseite kommen bereits mehr Leser von der Stahlfurz Seite als aus dem RD Forum. Und das sind genau die Leute, die die Kotzfront unbedingt lesen sollten. Ich find es zum Beispiel sehr erfreulich, dass ich hier mit General Kom diskutieren kann, jemand, den ich sonst sicher nie erreichen würde. Und wenn man miteinander redet, ist das zumindest mal ein Anfang. Andererseits denk ich, dass der Link zum Stahlfurz auf der Kotzfront Seite kaum jemand dort hin locken wird, schon gar niemand, der sich dann auch noch dafür begeistert. Das scheint eher aufgrund des jeweiligen Zielpublikums eine Trapdoorfunktion zu sein.
So, jetzt muss ich aber wieder etwas tun. Kennt ihr ja: Von der Wiege bis zur Bahre: Formulare, Formulare...
Schalom,
Schlomo