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von Schlomo Gross » 25. Aug 2005, 20:53
Hallo!
@John Charlie Brown: Peinlich, peinlich. Das sollte Shoah heißen (Holocaust). Hab in der Hektik das „h“ am Ende weg gelassen. Mit Seven of Nine hast Du recht, das ist Jeri Ryan. Aber ich hab die Geschichte inzwischen nachgeprüft. Das kann sie nicht gewesen sein. Sie ist nämlich schon 1979, mit 11 Jahren aus München weg gezogen! Die Joggerin, die wir nachträglich für Jeri Ryan gehalten haben, kann sie also nicht gewesen sein, denn das war `87 oder `88. Aber die Story ist so skurril, die muss ich einfach erzählen: Ende der 90er hab ich bei Freunden einmal einen Startrek/Voyager Teil angesehen, und darin kam 7 of 9 vor. Einer der Freaks meinte dann, die hätten wir schon einmal gesehen und ich würde mich bestimmt daran erinnern können. Konnte ich auch. Wir sind damals aus der Stadt gekommen, an der McGraw vorbei gefahren und haben auf der gegenüber liegenden Straßenseite der Ständlerstraße zwei Joggerinnen in Army Grünzeug auf uns zulaufen sehen. Eine total hässliche fette und daneben eine superhübsche schlanke Blonde. Im Rückspiegel war das ein Bild wie in der Schlußscene der Pink Panther Comics...
(Hoffentlich beschimpft mich jetzt niemand als frauenfeindlich, das hätte gerade noch gefehlt, was hab ich da wieder angestellt? Wieso kann ich nie meine Klappe halten, wenn mir etwas nicht passt?)
@UHG: Hm, da hab ich Deine Äußerungen wohl überinterpretiert. Ich hatte tatsächlich den Eindruck gehabt, Du würdest dich angegriffen fühlen. Gut, dass es nicht so ist. Das beruhigt mich.
Dass ich hier eigentlich ein Anonymus bin, behagt mir auch nicht so recht. Ich werd das bei Gelegenheit ändern, nur momentan ist dafür kein guter Zeitpunkt. Die Gründe dafür möchte ich jetzt nicht nennen. Später mal.
Über die Themen Krieg, Militarismus und deren Ursachen sollten wir wirklich mal direkt reden. Ich denk, Du vertrittst da einen sehr interessanten und diskussionswürdigen Standpunkt. Wenn ich mein laufendes Projekt abgeschlossen hab, und das wird hoffentlich noch in diesem Jahr der Fall sein, ansonsten wird mich mein Auftraggeber vermutlich lynchen, hab ich wieder etwas mehr Zeit. Dann könnte man sich ja vielleicht mal irgendwo treffen, womöglich gibt es ja irgendwann einmal einen RD-Kongress oder etwas vergleichbares. Mal sehen, irgend etwas wird sich schon ergeben.
Du wolltest wissen, wieso ich als extremer Antimilitarist Abenteuerromane lese? Ich denk, da schulde ich Dir wirklich eine Erklärung. Darüber haben sich übrigens schon erstaunlich viele Leute gewundert.
Am besten erzähl ich einfach ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit, das beinhaltet dann auch gleich eine kurze Erklärung. Vor ein paar Monaten, muss so Januar oder Anfang Februar gewesen sein, hab ich die „Jagt auf den Timeeffekt“ gelesen. Ein alter Freund und Arbeitskollege hat mich besucht, ich bin in die Küche gegangen, um die obligatorische Kanne Kaffee zu holen und als ich ins Labor zurück kam, hatte er das Buch entdeckt und begonnen, darin zu lesen.
Wie es so seine Art ist, las er laut vor, damit ich wusste, worüber er diskutieren möchte. Dabei stieß er auf einen Abschnitt, in dem es hieß “…er war Soldat und Wissenschaftler…” Sein verständnisloses “Hää, was????” wurde nur übertroffen von dem riesigen Fragezeichen in seinem Gesicht. Die anschließende Diskussion gipfelte in der Überlegung, dass wohl keine Regierung viele 100.000$ für eine mindestens 10 jährige Ausbildung in einen Menschen investieren wird, nur um ihn anschließend als Kanonenfutter zu verheizen. Ich hab Renzo dann erklärt, dass die Ren Dhark Geschichten eine sehr eigene Terminologie verwenden, mit Wissenschaftler sei vermutlich ein Hochschulabsolvent gemeint, der zwar im allgemeinen Sprachgebrauch als Akademiker, jedoch noch lange nicht als Wissenschaftler bezeichnet wird. Als Beispiel für die teils sehr seltsame, ja gewöhnungsbedürftige Begriffswelt dieser Romane nannte ich ihn noch Kurt Brands Kalauer mit den „Logistikern“. Gemeint waren keineswegs Briefträger oder UPS Fahrer, sondern vermutlich “Logiker”. In den 60ern hab ich mich immer gewundert, wieso so viele Briefträger zur Raumflotte gegangen sein sollen, aber es hat mich nicht ernsthaft gestört. Mittlerweile vermute ich, dass Kurt Brand sich wegen dieses Begriffes halb tot gelacht hat. Mir gefällt diese Art von skurrilem Humor, ich behaupte selbst sehr oft, dass ich im Gebirge gerne Serenaden fahre oder im Kojack die Isar herunter paddle, oder an der Unität ein paar Semester Matik stupiert habe. Aber solche Kalauer sind offenbar nicht jedermanns Sache. Eine meiner Exlebensabschnittsgefährtinnen trägt die Vorsilbe “Ex” nur deshalb, weil sie diese Kalauer absolut nicht ausstehen konnte.. (Hm, sollte mir das zu denken geben?) Ich hab Renzo dann erklärt, dass es genau diese Gags sind, neben der phantastischen technischen Umgebung und der wirklich tierisch spannenden Handlung, die mich an den RD Heften und Büchern begeistern. Er konnte das nicht nachvollziehen, wie sollte er auch, jemand, dessen Lieblingsbuch Macbeth auf Mittelhochenglich ist?
Aber eigentlich ist es mehr: Die Romane beschreiben eine Art „heile Welt“. Die Bösen sind nicht wirklich böse, selbst Diktatoren wie Rocco oder Norman Dewitt sind durchaus harmlose Zeitgenossen, die im Finanzamt oder anderen Behörden sicher nicht weiter auffallen würden. Die echten blutrünstigen Monster findet man nur bei den Außerirdischen. Und selbst bei denen gibt es keine solchen Bestien wie den debilen kleinen braunen Giftzwerg oder Pol Pot oder Idi Amin oder wie sie alle heißen. Ist übrigens eine gerade in Science Fiction Geschichten beliebte Methode: man projiziert die Abgründe der menschlichen Psyche auf irgend welche Außerirdischen, um sich selbst und die eigene Spezies rein zu waschen. Hat auch bei dem Alien im gleichnamigen Film sehr gut funktioniert. Aber was fasziniert mich an dieser heilen Welt? Dass die „Bösen” letztlich immer verlieren und die “Guten” gewinnen, etwas, das es im realen Leben so gut wie nie gibt? Oder die Tatsache, dass in den Geschichten fast jede Gemeinheit irgendwann gerächt wird? Ich bin mir nicht wirklich sicher.
Ich denk, ich benutz die Geschichten als Möglichkeit, ein paar Stunden aus der Realität zu fliehen. Andere Leute ziehen sich zum selben Zweck vielleicht einen Sixpack rein oder versumpfen vor dem Fernseher oder gehen ins Kino, ich les eben gerne spannend erzählte Geschichten. Wenn darin Menschen oder andere Wesen getötet werden, tun mir die zwar leid, während ich davon lese, aber es spielt keine Rolle, da alles nur Fiktion ist. Es ist einfach nur ein Nervenkitzel ohne Auswirkung auf die Realität. Diese entspannende, erleichternde Wertfreiheit begeistert mich. Es gibt keinen Grund, die Fürs und Wieders ab zu wägen, die moralischen und ethischen Konsequenzen zu diskutieren oder über irgend welche sonstigen Folgen nach zu denken. Das habe ich sonst nirgends in meinem Leben. Während ich einen Roman lese, fühle ich mich auf eine ganz unglaubliche Weise frei.
Es gibt noch einen weiteren Aspekt: Die Komplexität des Gedankengebäudes. Kurt Brand hat sich hier eine riesige und doch überschaubare Welt ausgedacht, Hajo hat die Ideen auf kongeniale Art weiter gesponnen. Und im Gegensatz zur realen Welt muss man nicht viele Semester lang studieren, um irgend welche Trivialitäten verstehen zu können, es reicht, wenn man die Geschichten liest. Gerade diese Verstehbarkeit bei gleichzeitiger Komplexität reizt mich. Wo hat man das sonst im realen Leben?
Vielleicht ist es aber auch die Tatsache, dass ich selbst nicht die Phantasie hab, mir Abenteuergeschichten aus zu denken, wie man ja an meinen Beiträgen zur RPG sieht. Es macht mir zwar riesig Spaß, einfach wild drauf los zu fabulieren, aber wenn mich nicht die anderen Foristen auf sachliche Fehler aufmerksam machen würden, käme da nur irgend ein Unsinn heraus, der mit RD kaum etwas zu tun hätte. Gut, ich schreib sonst nur technisches Zeug, Software und die Dokumentationen dazu und so, bin bei RD gerade mal bei Band 23 angelangt, weil ich kaum Zeit zum Lesen finde, kenne Bitwar nur aus dem Forum, aber meiner Begeisterung tut das keinen Abbruch. Ich freu mich jetzt schon darauf, wenn ich mit dem aktuellen Projekt fertig bin und wieder Zeit für andere Dinge hab. Dann werd ich die restlichen bis dahin erschienenen Bände kaufen, mich in meiner Bude verbunkern und eine Woche lang nur lesen…
So, jetzt muss ich wirklich unterbrechen und mit meiner Arbeit weiter machen, sonst bekomme ich wirklich noch echten Ärger.
Schalom,
Schlomo Gross