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von Schlomo Gross » 12. Jun 2012, 01:59
So langsam aber sicher geht`s mir wieder besser. Freitag und Samstag war ich völlig flatsch, wie sediert, gar nicht richtig wach, fast so eine Art Halbkoma. Ein Dämmerzustand. Sehr schräg.
Hatte dazu in der Nacht wirklich merkwürdige Alpträume, und zwar von der Art, wie ich sie sonst nur bekomme, wenn mir beim Zahnarzt eine Betäubungsspritze verpasst worden ist. In einem der Träume hab ich aus Stahlprofilen, die ich 1978 für Regale gekauft hab, und aus denen mein Vater unter anderem ein Treppengeländer und ein Gartentor geschweißt hat einen Elektrogokart gebastelt. Mit einem Waschmaschinenmotor, Kettengetriebe und Spannungswandler von 12V Autobatterie auf 220V 50Hz. Mit dem Ding bin ich nach München gedüst, zum Institut für Experimentalphysik der TU in der Gabelsbergerstraße. Von außen hat`s ausgesehen wie damals in der 70ern, innen wie im astrophysikalischen Institut des MPI in Garching. Hab dort mit ein paar Typen geredet, die gerade eine Hydraulik mit superfluidem Helium gebaut haben, wobei ich aber nicht begriffen hab, wie sie Kolben und Zylinder dicht bekommen wollten. Hab dann nach einer Steckdose gesucht, um mein e-Gokart wieder aufzuladen, hab mit ein paar Astrophysikern darüber diskutiert, wieso man zu wenig Y-Zwerge beobachtet, und was mit den fehlenden passiert ist, aber die haben wie üblich nix kapiert. Dann ist auch noch meine Schwester aufgetaucht – und die hat mit Physik nun wirklich nichts zu tun – und hat mir erklärt, dass sie gerade ganz billig Kaffee gekauft hat, und so weiter in dem Stil.
Irgendwann am Sonntag bin ich aufgewacht mit einem extremen Heißhunger auf Zucker. Kekse hatten wir aber keine mehr. Also hab ich Würfelzucker gemampft. Nach einer viertel Stunde war der Dämmerzustand weg und ich war hellwach!
Hab meiner Mutter davon erzählt, und die meinte, dass sie auch 3 von den Keksen gegessen hatte, ebenfalls mit Dinnschiss, bleierner Müdigkeit und nach einem Tag Heißhunger auf Zucker. Sie hatte ebenfalls Würfelzucker gemampft – mit dem selben Ergebnis!
Freitag und Samstag, als es mir so besonders mies ging, war ich laaange im SF-Netzwerk. Da gibt es eine Rubrik: „Tippspiel zum EURO...“, und ich dachte, es geht darum, zu erraten wie lange es den Euro noch gibt. Hatte mich aber verlesen, da stand nicht „zum“ sondern „zur“ und mit EURO war nicht unser Teuro, sondern die Fußballeuropameisterschaft gemeint. Und davon hab – hatte! – ich wirklich null Ahnung, um nicht zu sagen, absolut keinen blassen Dunst.
Also hab ich ein wenig mitdiskutiert.
Nach einiger Zeit fand ich das in meinem Dämmerzustand dann plötzlich so richtig interessant, hab mich bei Wikipedia in das Thema eingelesen, weis jetzt sogar, was ein 11-Meter ist, wie ein Eckball funktioniert, was eine Abseitsregel ist und so weiter. Also hab ich erst mal eine Quantenfeldtheorie aufgestellt, die ein Fußballspiel beschreibt. Mit 22 Teilchen, von denen 2 eine Sonderrolle einnehmen (Torwarte) und einem Ball als Eichboson einer Wechselwirkung. Jeweils 10 Spieler einer Mannschaft kann man dann als die Antiteilchen der anderen Mannschaft auffassen, der Bereich um die Tore entspricht einem kartesischen R hoch 3 Potential, das Spielfeld kann man als lineares Potential auffassen, das auf die Antimannschaft eine Kraft in der entgegengesetzten Richtung zur Mannschaft ausübt, und so weiter. Ob die mathematische Ausführung sinnvoll und/oder richtig ist, das müsste ich mal nachrechnen. Sind aber 8 vollgekritzelte DIN A4 Seiten, und etwas schwer zu verstehen...
Jedenfalls bin ich beim Tippspiel im Forum jetzt an 3. Stelle (von 15 Leuten). Mal sehen, vielleicht gewinn ich ja den Comic, den der Erstplazierte bekommt...
Als ich mit der Theorie fertig war, hab ich mein Verhalten analysiert – weil es mir schon etwas seltsam vorkam, dass ich mich plötzlich mit Fußball befasse – und herausgefunden, dass ich offensichtlich gerade Dinge mache, die ich noch nie gemacht hab. Also hab ich nachgedacht. - Ob es noch etwas gibt, das ich noch nicht gemacht hab. Und da fiel mir Aktzeichnen ein. Eine meiner Exlebensabschnittsgefährtinnen hat sich 1983 damit befasst, was sehr nervig war, weil ich dazu immer 20 Minuten lang bewegungslos herumlungern musste. Hab mir dann Papier und einen Stift geschnappt, und ein paar meiner Exlebensabschnittsgefährtinnen aus dem Gedächtnis heraus gemalt – nein, gezeichnet. Aber ich bin im Aktzeichnen offensichtlich nicht besonders gut, die Hände sehen nicht realistisch aus. Also hab ich`s wieder bleiben lassen.
Dann hab ich angefangen, ein Katzenbuch zu schreiben. Das hatte ich schon lange vor, eigentlich schon seit ich 1998 bis 2000 Verhaltensforschung in einem Katzenrudel betrieben hatte. Bin aber trotz 150 Fotos erst bei 300 Seiten, da steckt also noch etwas Arbeit drin. Dann fiel mir ein, dass ich ja eigentlich die Geschichte für Alex und das RD Game fertig schreiben wollte. Hm. Die wird jetzt wohl auch etwas länger als geplant...
Ja, noch etwas: Zwischendurch hab ich ein paar mal das Rauchen aufgegeben! So an die 10 mal! Jeweils mindestens eine halbe Stunde lang.
So. Werd jetzt endlich weiter schreiben.
Schalom,
Schlomo