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von Schlomo Gross » 29. Dez 2011, 18:16
Irgendwie ist heute ein merkwürdiger Tag. Ich hab gepennt wie ein Toter, so selten tief und fest wie schon lange nicht mehr. Gut, ich bin in den letzten Wochen vermutlich ein wenig arg lang am Rechner gesessen, hab die Software für die Wetterstation fertig geschrieben, alle Sensoren gründlich getestet (unten im Labor, auf den Mast gesetzt hab ich sie noch nicht. Muss erst noch einen neuen Mast einpflanzen)
Zum Testen hab ich Akkus benutzt, aber die sind wegen ihrer hohen Selbstentladung nicht für den Langzeiteinsatz geeignet. Zumindest hab ich keinen Bock, alle paar Wochen auf den Mast zu klettern, um die Batterien zu wechseln. Also bin ich am Nachmittag ins PEP nach Neuperlach gefahren, um Batterien zu kaufen. Laut Hersteller der Wetterstation hält ein Satz etwa 24 Monate lang. Sollten es nur 12 Monate sein, find ich das auch noch ok. Einmal im Jahr hochklettern geht gerade noch.
Bin also zum Bus vorgelatscht – der, wie ungewöhnlich(!) auch sofort gekommen ist – und hab mich reingesetzt. Was weht mir da in die Nase? Ein Schwall Balistol! Das gab natürlich sofort die übliche Reaktion: Nackenhaare haben sich aufgestellt, der Rest von mir war schlagartig in Alarmbereitschaft. Hab mich vorsichtig umgeschaut, aber da war niemand der so ausgesehen hat, als würde er eine Kanone mit sich herumschleppen. Schon gar keine frisch geputzte. Nur ein paar Kinder und eine alte Frau.
Vermutlich war der Typ mit der Waffe schon längst wieder ausgestiegen. Lange bevor ich in den Bus eingestiegen bin. Gut. Wie auch immer. Nach ein paar Stationen ist dann eine Frau mit einer Wolke orientalischem Parfüms eingestiegen, die locker alle anderen Gerüche übertönt hat. Damit war der Balistolgeruch erst einmal vergessen.
In Neuperlach sind dann ein paar Kids eingestiegen, die anscheinend Sauerstäbchen gegessen haben und an der nächsten Station eine junge Frau, die sich anscheinend mit Kernseife gewaschen hat.
Als ich dann endlich vor dem PEP ausgestiegen bin, hat sich meine Hoffnung, dem Überangebot an Geruchserlebnissen zu entkommen leider zerschlagen. Dort ging es dann erst so richtig los...
Bin also schnell rein, schnell Batterien gekauft und schnell wieder raus. Die Rückfahrt ging dann so halbwegs. Entweder war meine Nase wegen Überlastung abgestürzt – in die Sättigung gegangen – oder es roch wirklich weniger als vorhin.
Egal. Jedenfalls läuft die Station jetzt auf Batteriebetrieb und ich kann am Samstag den Mast aufstellen und die Sensoren dort anschrauben.
Aber wie gesagt, es war ein merkwürdiger Tag heute. Kurz bevor ich zum Messen der Radioaktivität raus ging, hab ich ein seltsames Pfeifen gehört. Aber das kenn ich schon. Ist die Alarmanlage meiner übernächsten Nachbarn. Und die flippt etwa 5 bis 10 mal pro Jahr aus. Seit sie dort eingezogen sind. Und das war vor 40 Jahren...
Als ich dann zum Messen draußen war, stand vor meinem Garten ein Auto mit laufendem Motor und eingeschaltem Abblendlicht. Ich hab nachgeschaut, was da los ist, und als die beiden Typen im Wagen gemerkt haben, dass sie beobachtet werden, sind sie weggefahren. Was soll man davon halten? Ob das im Zusammenhang mit der ausgetickten Alarmanlage meiner Nachbarn steht, weiß ich nicht. Die waren jedenfalls laut diskutierend damit beschäftigt, die Alarmanlage wieder ruhig zu stellen. Was oft mehrere Stunden dauert.
Und was mein Geruchserlebnis vom Nachmittag angeht: Gab es da nicht mal eine SF Story, in der ein Wissenschaftler ein 100% wirksames Mittel gegen Schnupfen gefunden hatte? Alle Menschen wurden damit geimpft, der Schnupfen starb aus, verschwand auf Nimmerwiedersehen und nach eine paar Wochen drehten alle Leute durch, weil sie von den Gerüchen, die sie mit ihren jetzt einwandfrei funktionierenden Nasen riechen konnten total überfordert waren...
Schalom,
Schlomo